zum Artikel von Peter Grottian, SZ 07.10.2014

Verspäteter Aufschrei!

Bravo! Mein Dank an Peter Grottian für diesen hervorragenden Artikel! Endlich! Hier der verspätete Aufschrei einer Lehrbeauftragten.

Mit dem Wintersemester 2013/2014 endete nach fünf Jahren mein Lehrauftrag am Lehrstuhl für Schulpädagogik (LMU). Schwerpunkt meines Seminars "Was den Lehrerberuf leicht(er) macht" war die Lehrerpersönlichkeit, die Lehrergesundheit. Das Seminar, das sich an Lehramtsstudierende aller Schularten richtete, wurde von den Studenten wegen seiner Praxisnähe zum Lehrerberuf sehr geschätzt. "Das Seminar sollte ein Pflichtseminar für alle Lehramtsstudenten sein", die vielen positiven Rückmeldungen, sowie der am Ende jedes Semesters ausgefüllte LMU -Feedbackbogen bestätigen das eindrucksvoll. Die Zahl der Anmeldungen für das Seminar stieg beständig an- in den letzten Semestern auf etwa 100 bis 120 Anmeldungen, von denen 25 Studenten durch ein Auswahlverfahren zugelassen wurden.

Der Stundenlohn - er bewegte sich zwischen 13,50 € und 19,00 €. Unter Berücksichtigung der Vor- und Nachbereitungszeit, der Korrektur der Hausarbeiten, Besprechung mit den Studenten, der Kopierkosten war ein Stundenlohn von 2,00 € durchaus realistisch, die zwei Semester, die ich freiwillig zum Nulltarif gearbeitet habe, nicht inbegriffen.

Da mir die Arbeit, der Erfahrungsaustausch mit den Studierenden so wichtig, für mich so beglückend war, hätte ich das Seminar gerne weitergeführt. Doch mit dem Wegfall der Studiengebühren kam es anders.
Der Grund für die Beendigung meines Lehrauftrages: kein Geld. Mein Angebot, das Seminar auch ohne Bezahlung weiterhin anzubieten, lehnte der Lehrstuhlinhaber ab mit der Begründung: "Die Universität will nicht als asozialer Arbeitgeber dastehen." Die Studenten verfassten ein Schreiben an ihn mit der Bitte, meinen Lehrauftrag zu verlängern: "Frau Bittner ist eine ausgezeichnete Lehrbeauftragte. Durch ihre langjährige Praxiserfahrung bereichert sie unser Lehramtsstudium enorm. Sie geht auf einen wesentlichen Kern im Lehramtsstudium ein, die Lehrergesundheit." Das Schreiben verhallte ohne Echo.

Als ich mich an einen Assistenten des Lehrstuhls wandte, dabei die von der Kanzlerin ausgerufene Bildungsrepublik, sowie die Nominierung der LMU-zur Elite Universität anführte, meinte er trocken: "Ja, in Wissenschaft und Forschung! Mit der Pädagogik kann man keinen Blumentopf gewinnen."
Armes Deutschland! Was ist Dir die Ausbildung Deiner zukünftigen Lehrer wert?